Soil Walks im Waldviertel

Umgang mit Boden beim Spazierengehen diskutieren – das waren die beiden Soil Walks im Waldviertel

Waidhofen an der Thaya/Langau. Spazieren gehen und sich dabei über Themen wie Flächeninanspruchnahme, Bodenversiegelung, Siedlungsformen und Maßnahmen zur Klimawandelanpassung auszutauschen – eine geeignete Herangehensweise, um mehr Bewusstsein für die polarisierende Frage nach dem Umgang mit der Ressource Boden zu schaffen? Damit beschäftigt sich aktuell ein Team rund um TU Wien, Umweltbundesamt und Wallenberger & Linhard Regionalberatung. Für die ersten beiden Soil Walks im Rahmen des gleichnamigen Forschungsprojektes (gefördert durch das BML) war man im April in Waidhofen an der Thaya und Langau zu Gast.

 

Es waren die ersten beiden von fünf Test-Spaziergängen, die bis Herbst 2024 in verschiedenen Gemeinden durchgeführt werden. Ziel der Soil Walks ist es, über Themen der Planung ins Gespräch zu kommen, an interessanten Orten zu diskutieren und dadurch das Bewusstsein für qualitätsvolle, sozial gerechte und klimafreundliche Raumentwicklung zu schärfen. „Der Soil Walk bietet einen guten Rahmen, um über wesentliche Themen in großer Runde und mit fachlichem Input zu sprechen“, resümiert der Bürgermeister von Langau Daniel Mayerhofer. Nachahmen ist dabei ausdrücklich erwünscht: Damit die bewusstseinsbildenden Spaziergänge in allen österreichischen Gemeinden und Regionen selbstorganisiert stattfinden können, wird die Methode am Ende des Projekts in Form von Schulungsvideos aufbereitet. Unterstützend dazu wird ein Dashboard zur Darstellung von Kennzahlen zu Flächeninanspruchnahme und Versiegelung in den Gemeinden und Regionen Österreichs entwickelt, welches die neuen Flächenmonitoring-Daten der ÖROK beinhaltet. Das Angebot richtet sich an Ortsplaner:innen, Gemeindemandatar:innen, Baukulturverantwortliche, Leerstandsmanager:innen, Bodenbeauftragte, Lehrkräfte u.v.m.

 

Soil Walks in Waidhofen an der Thaya und Langau

Im Zentrum der Soil Walks stehen aktuelle Themen, die für die Gemeinden, in denen sie stattfinden, besonders relevant sind. So wurde in Waidhofen an der Thaya über Innenentwicklung und die Aktivierung von Leerstand gesprochen, während in Langau über unterschiedliche Siedlungsformen, Bodenqualitäten und Maßnahmen zur Klimawandelanpassung diskutiert wurde. „Das gemeinsame Spazierengehen durch die Gemeinde schafft neue Perspektiven und bringt spannende Gespräche hervor“, findet der Waidhofener Bürgermeister Josef Ramharter. Elias Grinzinger, Projektleiter von Soil Walks, zieht positive Bilanz: “Die Teilnehmer:innen in Waidhofen und Langau hatten großes Interesse an den Themen. Ihre Erfahrungen und ihr lokales Wissen waren wichtige Beiträge für den Dialog.” Bei beiden Spaziergängen entstand so inhaltlich wertvoller Austausch direkt vor Ort – vor dem Schaufenster eines leerstehenden Gebäudes im Ortskern wie auch am Ortsrand, wo die Siedlung gerade erweitert wird. Die Gespräche in unterschiedlichen Gruppen beim Wechseln zwischen den Stationen und das Aufwerfen von Fragen an relevanten Orten in der Gemeinde machte den Austausch besonders spannend. “Wir freuen uns sehr, dass sich zwei unserer Bürgermeister bereit erklärt haben, hier eine Vorreiterrolle einzunehmen und die Soil Walks zu sich in die Gemeinde einzuladen.” freut sich Nina Sillipp von Wallenberger & Linhard Regionalberatung, die im Verein Interkomm über 60 Waldviertler Gemeinden betreut und im Projekt beteiligt ist.

Für Herbst sind drei weitere Soil Walks in österreichischen Gemeinden geplant, um die Erfahrungen aus den Spaziergängen im Waldviertel in anderen Regionen umzusetzen.