Waidhofen an der Thaya. Am 4. April traf sich eine Gruppe aus Gemeinderatsmitgliedern, Mitarbeiter:innen der TU Wien, des Umweltbundesamtes und Wallenberger & Linhart Regionalberatung zum Spazierengehen. Beim zweistündigen Soil Walk durch die Stadt wurden Themen wie Flächeninanspruchnahme, Versiegelung und Leerstand diskutiert.
Es war der erste von fünf Test-Spaziergängen, die im Rahmen des Forschungsprojektes „Soil Walks“ (gefördert durch das BML) bis Herbst 2024 in unterschiedlichen Gemeinden durchgeführt werden. Ziel der Soil Walks ist es, über Themen der Planung ins Gespräch zu kommen, an interessanten Orten zu diskutieren und dadurch das Bewusstsein für qualitätsvolle, sozial gerechte und klimafreundliche Raumentwicklung zu schärfen. Nachahmen ist dabei ausdrücklich erwünscht: Damit die bewusstseinsbildenden Spaziergänge in allen österreichischen Gemeinden und Regionen selbstorganisiert stattfinden können, wird die Methode am Ende des Projekts in Form von Schulungsvideos aufbereitet. Unterstützend dazu wird ein Dashboard zur Darstellung von Kennzahlen zu Flächeninanspruchnahme und Versiegelung in den Gemeinden und Regionen Österreichs entwickelt, welches die neuen Flächenmonitoring-Daten der ÖROK beinhaltet. Das Angebot richtet sich an Ortsplaner:innen, Gemeindemandatar:innen, Baukulturverantwortliche, Leerstandsmanager:innen, Bodenbeauftragte, Lehrkräfte u.v.m.
Erfolgreiche Premiere in Waidhofen: Vom Bahnhof bis zum Rathaus
Gestartet wurde beim Waidhofener Bahnhof, wo die Gruppe mit dem Thema Leerstand inhaltlich direkt einstieg. „Ein leerstehender Bahnhof, der früher Identifikationsort für die Stadt war und womöglich für viele noch ist, ist ein großes Potenzial für die Gemeinde“ erklärt Elias Grinzinger von der TU Wien, Projektleiter von „Soil Walks“. Das zeigte sich auch im anschließenden Austausch mit Bürgermeister Ramharter und Vizebürgermeister Litschauer, die auf Überlegungen für neue Nutzungen im Bahnhofsgebäude und die Gestaltung des öffentlichen Raumes hinwiesen.
Entlang der Bahntrasse ging es zum Thayapark, wo der Unterschied zwischen Flächeninanspruchnahme und Bodenversiegelung mithilfe von Straßenkreidezeichnungen veranschaulicht wurde. In dem Zusammenhang wurde erstmals auch eine Testversion des neuen Dashboards des Umweltbundesamtes zur Flächeninanspruchnahme gezeigt. Anhand eines nahegelegenen Grundstücks, das demnächst bebaut werden könnte, wurden Möglichkeiten der Innenentwicklung diskutiert. Stadträtin Böhm-Lauter ergänzte mit Informationen aus den Planungsunterlagen von Waidhofen.
Beim leerstehenden ehemaligen Konsum/Zielpunkt in der Vitiserstraße und an der Kreuzung beim Thayazentrum wurde das besondere Potenzial von Leerständen im Ortskern hervorgehoben. Sei es für die Deckung von Raumbedarfen (bspw. vonseiten der Schulen) oder für Nutzungen abseits von Handel und Gastronomie, wie z.B. den neuen Standort der Kunst.Galerie.Waldviertel in der ehemaligen Bipa-Filiale. Das Einbringen des lokalen Wissens aus den vielfältigen Zuständigkeitsbereichen der teilnehmenden Gemeinderatsmitglieder zu Mobilität, Raumplanung, Bildung, Wirtschaft, Sozialem und Tourismus machte den Walk für alle Beteiligten zu einem spannenden und informativen Event. „Soil Walks bedeuten, miteinander ins Gespräch zu kommen, Informationen – sei es aus dem wissenschaftlichen Umfeld oder im lokalen Kontext – auszutauschen und gegenseitig wichtige Impulse zum Thema Bodensparen zu geben“ freut sich Elias Grinzinger über den Verlauf des ersten Soil Walks.
Nächster Soil Walk in Langau
Bereits am 18.04.2024 findet der zweite Soil Walk im Waldviertel statt. Inhaltlich wird sich der Spaziergang mit Bodenschutz, Siedlungstypologien und Klimawandelanpassung beschäftigen. (Lena Schartmüller, 15.04.2024)