Soil Walk in Langau

Soil Walks zu Gast in Langau

Langau, 18.04.2024. Spazieren gehen und sich dabei über Themen wie Flächeninanspruchnahme, Bodenversiegelung, Siedlungsformen und Maßnahmen zur Klimawandelanpassung auszutauschen – eine geeignete Herangehensweise, um mehr Bewusstsein für die polarisierende Frage nach dem Umgang mit der Ressource Boden zu schaffen? Damit beschäftigt sich aktuell ein Team rund um TU Wien, Umweltbundesamt und Wallenberger & Linhart Regionalberatung. Für den zweiten Soil Walk im Rahmen des gleichnamigen Forschungsprojektes (gefördert durch das BML) war man im niederösterreichischen Langau unterwegs.

 

Bei für Mitte April geradezu eisigen Temperaturen spazierte eine rund 20-köpfige Gruppe bestehend aus dem Projektteam, Bürgermeister, Mitgliedern des Gemeinderats und Bewohner:innen zwei Stunden lang durch Langau. Vom Zentrum aus ging es zu neuen Entwicklungsgebieten am Ortsrand und wieder zurück in die historisch gewachsenen Strukturen im Ortskern. „Uns war es wichtig, verschiedene Siedlungsformen und deren Zusammenhang mit der Flächeninanspruchnahme und Bodenversiegelung vor Ort zu diskutieren“ erklärt Elias Grinzinger, Projektleiter von „Soil Walks“.

 

Auch das kann der Soil Walk: Begriffe und Daten vermitteln

Dass Flächeninanspruchnahme und Bodenversiegelung nicht dasselbe ist, ist nicht immer klar – wird es doch auch in den Medien oft synonym bzw. falsch verwendet. „Mit Bodenversiegelung wird nur jene Fläche bezeichnet, die tatsächlich mit einer wasserundurchlässigen Schicht verschlossen ist. In Anspruch genommen sind biologisch produktive, d.h. landwirtschaftlich nutzbare Flächen, die aber für Siedlungs- und Verkehrszwecke oder auch für öffentliche Nutzungen wie etwa Sportplätze verwendet werden“ erläutert Barbara Steinbrunner vom Forschungsbereich für Bodenpolitik und Bodenmanagement den Unterschied. Mithilfe von Zeichnungen mit Straßenkreide wurden die unterschiedlichen Begriffe und Siedlungstypologien anschaulich vermittelt.

Beim Gehen entstanden rege Diskussionen, auch über die Notwendigkeit, qualitativ hochwertige Böden zu schützen. Dabei wurde das Dashboard, das im Projekt vom Umweltbundesamt entwickelt wird, von den Teilnehmer:innen getestet. In diesem werden Daten und Zahlen zum Bodenverbrauch grafisch dargestellt. Die integrierte BEAT-Karte weist die wertvollsten landwirtschaftlichen Böden in der Region aus – also jene, die bei Siedlungserweiterungen unbedingt geschützt werden sollten.

Abschließend diskutierte die Gruppe am Hauptplatz, warum auch kleinere Optimierungen, wie etwa die Bepflanzung von Restflächen, große Wirkung im Sinne der Klimawandelanpassung haben.

 

Die Soil Walks wandern weiter

„Der Soil Walk bietet einen guten Rahmen, um in großer Runde und mit fachlichem Input über wesentliche Themen in der Gemeinde zu sprechen“, ist der Langauer Bürgermeister Daniel Mayerhofer überzeugt. Damit die bewusstseinsbildenden Spaziergänge in allen österreichischen Gemeinden und Regionen selbstorganisiert stattfinden können, wird die Methode am Ende des Projekts in Form von Schulungsvideos aufbereitet. Unterstützend dazu wird das Dashboard zur Darstellung von Kennzahlen zu Flächeninanspruchnahme und Versiegelung in den Gemeinden und Regionen Österreichs veröffentlicht, welches die neuen Flächenmonitoring-Daten der ÖROK beinhaltet. Das Angebot richtet sich an Ortsplaner:innen, Gemeindemandatar:innen, Baukulturverantwortliche, Leerstandsmanager:innen, Bodenbeauftragte, Lehrkräfte u.v.m.

Im Herbst finden drei weitere Soil Walks in österreichischen Gemeinden statt, um die bisherigen Erfahrungen aus den Spaziergängen im Waldviertel umzusetzen. (Lena Schartmüller, 17.05.2024)